Ich bin superhappy und einfach glücklich, denn ich bin Deutsche Meisterin 2022.
Letzte Woche, vom 13.-20. August, fand in Magdeburg die Deutsche Frauen Einzelmeisterschaft im Rahmen des Meisterschaftsgipfels statt. Das Maritim Hotel in Magdeburg bot wieder hervorragende Spielbedingungen für die Meisterschaften.
Ich erwischte einen traumhaften Start und hatte nach 6 Runden immer noch 100 % der Punkte. In der ersten Runde machte ich es mir gegen Anita Just schwerer als nötig. Nachdem ich eigentlich schon in der Eröffnung gewinnen konnte, gelang mir dies erst nach 5,5 Stunden Spielzeit in einem leicht angenehmeren Endspiel für mich.
Runde 2 war schnell beendet, nachdem meine Gegnerin Alba Ceris Peliz einen Doppelangriff übersah, mit dem ich ihre ungedeckten Figuren gewann.
In Runde 3 gelang mir gegen Olga Birkholz ebenfalls ein schöner Sieg, nachdem ich mit einem typischen Manöver meinen Läufer auf eine schönere Diagonale brachte: g3, Tfd1, Lf1-h3
Eine der wichtigsten Partien des Turniers folgte in Runde 4 gegen meine Teamkollegin in der Frauenbundesliga WGM Carmen Voicu-Jagodzinsky. Es war eine scharfe Rauzer-Partie, in der ich einen Bauern opferte, um den starken schwarzfeldrigen Läufer zu bekommen. Die Stellung war so kompliziert, dass wir beide in Zeitnot kamen.
An dieser Stelle sieht h6 absolut verlockend aus, ist aber überraschenderweise der Verlustzug. Ich spielte exf4 h7+ Kh8 Dxf4 und nach Le5 hängen zu viele weiße Figuren.
Es ging weiter mit Sxd6, wonach ich den Springer nicht zurückschlagen darf, denn nach Lxd6 Txd6 Txdf4 setzt Td8+ Grundreihenmatt.
Statt den Spirnger auf d6 zu schlagen, nahm ich die Dame auf f4: Lxf4 Sxb7. Nach Ta8 ist die Grundreihe gedeckt und der Th2 sowie der Sb7 hängen, was eine Mehrfigur für mich bedeutet. Ein wichtiger Sieg.
Zwei glatte Siege in Runde 5 und 6 gegen Kerstin Kunze und Ornella Falke bereiteten mir bereits 1,5 Punkte Vorsprung auf den Rest des Feldes.
Doch angesichts der Tatsache, dass ich mir in Runde 7 und 8 mit Siegen jeweils den Titel schon gesichert hätte, folgte eine kurze Schwächephase meinerseits. Zu viele Gedanken ans Resultat der Partien und die Nervosität nahmen überhand, sodass ich meine Gewinnstellung gegen WIM Annmarie Mütsch noch zum Remis vergab und mich in Runde 8 gegen Madita Mönster zum ersten Mal im Turnier ganz geschlagen geben musste.
Dies machte die ganze Sache nochmal spannend: Mein Vorsprung war auf einen halben Punkt geschrumpft und ich war in der letzten Runde in einer Must-Win-Situation. Im Falle eines Remis könnte Madita mich mit einem Sieg noch per Feinwertung überholen und im Falle eines Verlustes würde ich höchstes noch Dritte. Entsprechend nervös war ich vor der letzten Runde. Ich zwang mich nicht ans Ergebnis zu denken, sondern einfach die Partie zu spielen und zu genießen. Denn meine Ausgangslage war immer noch gut: Ich hatte alles in der eigenen Hand und kann mit einem Sieg den Titel absichern.
Zum Glück gelang mir dies in der Partie sehr gut, ich überrannte Elnaz Bazzazis Sizilianer und hatte schon nach knapp 2 Stunden Spielzeit gewonnen. Es ist ein großartiges Gefühl, sein Ziel zu erreicht haben.
Vielen Dank an alle, die mir die Daumen gedrückt und mich insbesondere vor der letzten Runde beruhigt und motiviert haben.
Die Meisterschaft wurde hervorragend ausgerichtet und von Hauptschiedsrichter Roland Katz und den beiden Schiedsrichterinnen Sandra Schmidt und Brigitte Große-Honebrink durchgeführt.
Es wurde zur Tradition, dass ich meinen Stift und mein Desinfektionsmittel immer gleich am ersten Brett stehen gelassen habe. Roland sorgte dann in jeder Runde dafür, dass beides bei der richtigen Farbe liegt. Ich bin beim Schach sehr abergläubisch (beispielsweise schreibe ich immer mit meinem Glücksstift und ziehe ein Kleid, mit dem ich verloren habe, im gleichen Turnier nicht nochmal an :D). So glaubte ich hier fest an die Glückwirkung des richtigliegenden Stiftes und Desinfektionsmittels, vielen Dank an Roland also nicht nur für die tolle Organisation, sondern auch fürs Glückbringen. 😊
Brigitte war in diesem Turnier für die Anti-Cheating-Kontrolle zuständig. Jede Spielerin wurde vor der Partie mit einem Metalldektor auf elektronische Geräte geprüft. Ich finde es gut, dass man diese Anti-Cheating-Kontrollen nun beim Meisterschaftsgipfel auch eingeführt hat, denn bei allen Europa- und Weltmeisterschaften sind diese Kontrollen Gang und Gebe.
Sandra versorgte uns Spielerinnen für die Partien immer mit verschiedenem Obst, dass sie liebevoll zusammenstellte. Diese „Obstoffensive“ habe ich auch häufig genutzt.
Bereits im März plante ich die DFEM (Deutsche Frauen Einzelmeisterschaft) fest in meinem Turnierplan mit ein. Es gab zwar noch lange keine Teilnehmerliste oder ähnliches, trotzdem sagte mir dankenswerterweise unser Frauenreferent Dan-Peter Poetke schon frühzeitig meine Teilnahme zu, sodass ich mich schon seit März auf dieses Turnier freuen konnte.
Die Siegerehrung war im einem schicken Rahmen: Beim Gala-Abend des Meisterschaftsgipfels. Es gab ein leckeres Buffet und die Siegerehrungen der verschiedene Meisterschaften. Direkt nach der Siegerehrung machte ich mich auf den Weg nach Prag, wo ich nun die Frauen-Europameisterschaft spiele. Die erste Runde verpasste ich leider, weil sie sich mit der letzten Runde der DFEM überschnitt. Über die Europameisterschaft werde ich euch in einem nächsten Blogeintrag ausführlicher berichten.
Hier geht es zum Sieger-Interview von mir: https://www.youtube.com/watch?v=uAngoP_rUyo
Danke fürs Mitfiebern, Daumendrücken und Bloglesen an jeden von euch!
Bis bald, eure Lara
Fotos 1,3,4 und 9 vom Deutschen Schachbund
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