Es ist eindeutig an der Zeit für einen neuen Blogeintrag: Es ist einiges Interessantes passiert in den letzten zwei Wochen, wovon es sich lohnt zu berichten. :)
Ich gehe mal in chronologischer Reihenfolge vor und starte daher mit etwas Nicht-Schachlichem, und zwar mit dem Autofahren-Lernen zwischen zwei Turnieren:
Vor zwei Wochen hatte ich meine praktische Führerscheinprüfung, die ich glücklicherweise im ersten Anlauf bestanden habe. Zu einem großen Teil lag dies an meiner großartigen Fahrlehrerin Britta, die mir innerhalb von 10 Tagen in einem Crashkurs das Fahren beigebracht hat. Vielen Dank, Britta, für die schöne Zeit bei den Theorie- und Fahrstunden – und auf jeden Fall auch für deine Geduld! Besonders das Rückwärts-Einparken erwies sich in der Generalprobe für die Prüfung schwieriger als jedes komplizierte Turmendspiel. Britta verlor trotzdem nicht den Glauben an mich und siehe da – in der Prüfung habe ich so gut eingeparkt wie noch nie vorher. :D Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle auch für das Sponsoring!
Wenige Tage später startete ich dann nach London, wo ich zum 1. Caplin Menchik Memorial eingeladen war: Ein Rundenturnier mit Normenchance in Andenken an die erste Weltmeisterin Vera Menchik.
Meine Anreise gestaltete sich als ziemlich chaotisch. Ganze 2 Stunden bevor der Flieger starten sollte, war ich bereits am Flughafen in Hannover. 2 Stunden sollten schließlich locker reichen - Pustekuchen! Vor der Sicherheitskontrolle war bereits eine etwa 500 m lange Schlange mit knapp 1000 Leuten vor mir, die sich alle durch eine einzige Sicherheitsschleuse zwängen mussten. Auf die Sekunde genau schaffte ich es rechtzeitig in mein Flugzeug nach Frankfurt. Dieses flog jedoch mit einer Stunde Verspätung ab, sodass ich einmal quer durch den Frankfurter Flughafen sprinten musste, um meinen Anschlussflug nach London zu bekommen. Als Letzte stieg ich in die Maschine, jetzt kann ja nichts mehr schiefgehen? Doch! Es wurde festgestellt, dass das Flugzeug kaputt ist und alle wieder aussteigen müssen. Vier Stunden später war ein neues Flugzeug organisiert und ich kam letztendlich doch noch in London an.
Das Turnier wurde im gleichen Spielsaal ausgetragen wie das Turnier, das ich im April in London gespielt hatte: Im Mindsportcenter in London Hammersmith, wo neben dem Schachklub auch noch ein Go-Verein und ein Bridge-Verein untergekommen sind.
Ich habe es sehr genossen, bei diesem Turnier dabei zu sein. Schachlich lief es super: Ich belegte mit 6/9 Punkten den 3. Platz und gewann 16 Elo-Punkte.
Ich bin ein bisschen stolz auf eine taktische Sequenz, mit der ich in Runde 4 WGM Katarzyna Toma besiegen konnte. 28…c3! 29.Lxc3 La3+ 30.Lb2 Lxb2 31.Kxb2 (31.Dxb2 wäre zäher gewesen, aber auch dann habe ich mit 31...Dxf4+ großen Vorteil) 31...Db4+ 32.Kc1 Dd2+ 33.Kb2 Tb8+ 34.Ka1 Db4 und das Matt ist unabwendbar.
Auch das Drumherum war hervorragend: Die Vormittage nutzte ich neben der Vorbereitung zu Spaziergängen durch den Ravenscourt Park oder an der Themse entlang. Das Turnier war zudem sehr familiär und mit einer guten Stimmung verbunden. Ich finde es immer sehr schön und interessant, internationale Schachspieler und Schachspielerinnen kennenzulernen! Das ist das, was ich am Schachprofi-Leben so genieße: Man lernt so viele interessante Persönlichkeiten kennen und bekommt so viel von der Welt zu sehen - immer verbunden mit Schach und dem Wettbewerb.
Mit Schiedrichterin Shohreh Bayat , Turnierorganisatorin Aga Milewska und Spielerin GM Ketevan Arakhamia-Grant
Ein weiteres besonderes Erlebnis war der Besuch in der tschechischen Botschaft. An einem Vormittag waren die Spielerinnen des Turniers dort zu Kaffee und Kuchen mit der tschechischen Botschafterin eingeladen. Es war eine große Ehre mit der Botschafterin über Diplomatie, Reisen, Schach und natürlich die britisch-tschechische Vera Menchik als erste Weltmeisterin zu reden!
Als weitere gemeinsame Aktion wurden wir vom Sponsor des Turniers zu einem schicken Essengehen in ein polnisches Restaurant eingeladen. Die Rede vom Sponsor brachte vor allem eine Message rüber: Celebrate yourself! Ein schönes Motto, das mich nochmals daran erinnert hat, wie wichtig es ist, nicht nur die Elopunkte zu zählen und Normenchancen auszurechnen, sondern vor allem Spaß am Schach zu haben und neben allem Ehrgeiz, stolz auf das zu sein, was man schon erreicht hat!
Der Rückflug ereignete sich ähnlich chaotisch wie der Hinflug. Wieder hatte mein erster Flug nach Frankfurt eine Stunde Verspätung, doch dieses Mal war mein Sprint durch den Frankfurter Flughafen ohne Erfolg: Der Anschlussflieger hatte nicht gewartet und war bereits abgeflogen. Von Lufthansa bekam ich die Info per Mail, dass ich nun erst einen Tag später nach Hannover fliegen könne, da sonst alles ausgebucht sei. Komischerweise konnte ich jedoch online noch einen Platz für einen Flug am selbigen Tag buchen!? Mit wieder einer Stunde Verspätungen (ist ja schlimmer als die Deutsche Bahn!?) kam ich schließlich nach 14 Stunden Reisezeit zu Hause an. Was für eine aufregende Reise!
Es waren tolle 10 Tage in London mit netten Begegnungen, neuen Freundschaften, einem anständigen Elo-Plus und einem hervorragend organisierten Turnier! Danke an dieser Stelle an Aga für die Einladung nach London und perfekte Ausrichtung des Events!
Bis bald, eure Lara
Comments